Die Basaltformation Herrnhausfelsen, auch Orgel genannt, zieht zahlreiche Besucher an – und nicht nur als Drehort des tschechischen Märchenfilms „Die stolze Prinzessin“. Die außergewöhnlich fotogenen Basaltsäulen sind durch Spannungen in der bereits abgekühlten Lava entstanden. Sie ragen aus der Landschaft empor und blicken auf das Städtchen Kamenický Šenov (Steinschönau) und die umliegenden Dörfer herab.
Ohne die menschliche Sucht nach Reichtum und den Drang nach Entdeckung wäre die Orgel bis heute vor aller Augen versteckt geblieben. Vom Gipfel der Orgel aus kann man einige der schönsten Sonnenaufgänge und –untergänge betrachten sowie einen atemberaubenden Weitblick genießen – auf den Zámecký vrch (Schlossberg), Růžový vrch (Rosenberg), Studenec (Kaltenberg), Jedlová (Tannenberg), Klíč (Kleis), Slavíček (Slabitschen) und die Formation Česká skála (Böhmischer Fels oder Tscheschkenstein).

Die wahrscheinlich berühmteste Basaltformation in der Tschechischen Republik befindet sich an der Grenze der Naturschutzgebiete Lausitzer Gebirge und Böhmisches Mittelgebirge. Bevor Sie die Stadt Kamenický Šenov (Steinschönau) erreichen, sehen Sie es schon. Die beeindruckende Felsformation stellt die ganze Umgeburg in den Schatten. Sie besteht aus senkrecht angeordneten, fünf- oder sechseckigen nebeneinander stehenden Säulen von bis zu 12 Metern Länge, die an Orgelpfeifen erinnern. Das unter dem Erdbogen verborgene Wunder der Natur wurde einst von Menschenhand ans Licht gebracht, und von Menschenhand konnte es wieder vernichtet worden.

Ursprünglich gab es hier keinen Felsen, nur eine Anhöhe mit drei Kreuzen, der sog. Kalvarienberg. Später wurde eine unglaublich reiche Basaltschicht unter den Kreuzen entdeckt. Es wurde hier ein Steinbruch angelegt, wo Stein für Bauzwecke gewonnen wurde. Nachdem der Steinbruchbetrieb die interessante Form des Felsens enthüllt hatte, begann der Kampf um seine Rettung. Seit dem Jahr 1895 ist der Herrnhausfelsen ein geologisches Reservat, das älteste in der Tschechischen Republik.

Bereits im 19. Jahrhundert befand sich hier ein Steinbruch, dessen Betrieb zur Enthüllung des geologischen Juwels und Bestrebungen der lokalen Bevölkerung zu seinem Schutz führte. Zum Beispiel im Jahr 1878 schrieb der Vulkanologe Josef Emanuel Hibsche ein Ersuchen um den Schutz der Felsformation, erhielt aber eine ablehnende Antwort. Nach mehr als 15 Jahren erließ jedoch das Landesamt einen Beschluss über das Verbot des Gesteinabbaus an der Formation und der Herrnhausfelsen wurde zum ersten geologischen Schutzgebiet in Tschechien erklärt.

Aber wie so oft wurde Verbot wahrscheinlich nicht eingehalten und die Steingewinnung wurde fortgesetzt. In Děčín wurde darum ein Verein zum Schutz des Herrnhausfelsens gegründet, der mit dem Losverkauf genug Geld für die Rettung der Formation sammeln wollte. Den Vereinsvorstand bildeten Adolf Helzel, Bürgemeister von Kamenický Šenov (Steinschönau), und J. E. Hibsch. Der Fonds gewann über 6.000 Kronen und pachtete von der Besitzerin des Steinbruches zumindest die Hauptwand des Felsens. Der Pachzins betrug 300 Kronen im Jahr. Für den Abkauf war es nicht genug, also wurde wenigstens der Vertrag verlängert. Die Steinbruchbesitzerin setzte den Gesteinabbau jedoch fort, wodurch ein kleiner See entstand. Erst danach wurde der Gesteinabbau durch die Bezirkshauptmannschaft streng verboten.
Es folgten schwierige Monate im Zeichen von Kämpfen um den Herrnhausfelsen zwischen seinen Besitzern und dem Staat, bis der Felsen vom Bezirk Böhmisch Kamnitz abgekauft wurde. Der Gesteinabbau wurde trotzdem fortgesetzt – den Stein wurde während des Ersten sowie Zweiten Weltkriegs gewonnen. Es war sogar geplant, die gebrochenen Säulen zur Sicherung des U-Boot-Hafens auf dem Insel Helgoland zu verwenden. Der Gesteinabbau wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg definitiv verboten. Einerseits fehlte es nicht viel und wir könnten ein einzigartiges Naturwunder verlieren, andererseits…ohne die menschliche Sucht nach Reichtum wüssten wir bis heute nicht, welche Schätze unter unseren Füssen verborgen sind.

Basalt ist salzwasserbeständig, deshalb sind Basaltsäulen (nicht nur vom Herrnhausfelsen) in Küstenwallen in Benelux-Ländern zu finden.
Direkt unterhalb vom Herrnhausfelsen gibt es einen kostenpflichtigen Parkplatz, wo man gut parken kann. In der Nähe befindet sich auch eine Bushaltestelle. Im Sommer gibt es eine Fahrradbusverbindung von Česká Lípa (Böhmisch Leipa). Auf dem Parkplatz finden Sie auch ein Infozentrum mit Imbiss und Toilette.
Der Herrnhausfelsen ist auch mit dem Sportkinderwagen gut zu erreichen. Von dort aus führt ein Kinderlehrpfad „Auf den Spuren der Stolzen Prinzessin“, den Sie ein bisschen verlängern können.